Alemannische Fastnacht: (auch: schwäbisch-alemannische F.) Bezeichnung für das typische Fastnachtsbrauchtum im deutschen Südwesten, aber auch in angrenzenden Gebieten (Alpenraum, Schweiz, Vorarlberg, Tirol). Zentrale Elemente sind die einheitlich kostümierten Narrengruppen, meist mit Holzmasken, das Narrentreiben auf der Straße oder zentrale Termine wie der Schmutziger Dunschdig der Fasnetsmendig mit ihren Bräuchen (Narrenbaumstellen, Taganrufen, Heische Rügebräuche). In der Volkskunde der 1920er und -30er Jahre wurde die schwäbisch-alemannische Fastnacht als heidnisches Winteraustreiben bzw. Frühlingsbrauch mitinterpretiert.
Alte Fastnacht: Montag nach Invocavit. Fastnachtstermin vor Herausnahme der Sonntage aus den 40 Fasttagen vor Ostern. Beginn der dreitägigen Basler Fasnacht (Buurefasnet). Aschermittwoch: Mittwoch nach Fastnacht und Beginn der Fastenzeit. In der Tagesmesse wird den Gläubigen als Zeichen ihrer Sterblichkeit ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet (Asche zu Asche).
Breisgauer Narrenzunft (BNZ): Gegründet 1934. Dachorganisation von 35 Freiburger Zünften und Untergliederungen. Offizieller Ausrichter der Friburger Fasnet. In Freiburg gibt es ein gutes Dutzend „wilder“ Narrenzünfte, die nicht in der BNZ organisiert sind.
Buurefasnet: Bauernfastnacht. Regionale Bezeichnung für die Alte Fastnacht/Fasnet. Auf dem Land hielten die Bauern am alten Termin fest, im Gegensatz zu den Klerikern oder Bürgern der Städte (Pfaffen- oder Herrenfastnacht).
Dreikönig: Ende der Weihnachtszeit und traditioneller Beginn der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Vielerorts Termin für das „Häsabstauben“ (symbolisches Säubern der Narrenutensilien) und für Versammlungen. In traditionellen Fastnachtsorten ist danach wieder Ruhe bis zum Schmutzige Dunschdig.
Fasching: Regionale Bezeichnung der Fastnacht, von „Fastschank“ = Trinkgelage vor der Fastenzeit.
Fastenzeit: Die 40 Tage vor Ostern, an denen im Hinblick auf das Leiden und Sterben Christi der Genuss bestimmter Nahrungsmittel, alkoholischer Getränke und der Sexualität eingeschränkt werden. Ab dem 11. Jahrhundert werden die fünf Fastensonntage vom Fasten ausgenommen, seither beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch.
Fastnacht: Regional „Fasnet, Fasent, Fasnacht“. Vorabend der Fastenzeit, also eigentlich nur auf den Dienstag vor Aschermittwoch (rheinisch „Fastelovend“) bezogen. Heute allgemein für die ganze Fastnachtszeit, die je nachdem von Dreikönig, vom Schmutzigen Dunschdig (Endingen, Villingen, Rottweil) oder vom Fasnetssunndig (Elzach) bis Fastnacht (= Fastnachtsdienstag) dauert.
Fasnetsküchli: Beliebt sind an Fastnacht alle üppigen und fetten Speisen, besonders die Fasnetsküchli in verschiedenen Formen. Ein traditionelles Gebäck der Region sind die zerbrechlichen „Scherben“ aus dünn ausgewalztem Teig, der im Fett schwimmend gebacken und die man frisch mit Puderzucker bestäubt isst. Eine weitere alte Form des Fettgebackenen, für dessen Teig man viele Eier braucht, sind die „Schenkele“. Der Berliner (Pfannkuchen) dagegen ist ein Import, der auch außerhalb der Fastnacht erhältlich ist. Die fettarme Laugenbrezel ist ein typisches Gebäck der Fastenzeit.
Fleckle: Stoff- oder Filzstücke, mit denen das Fasnetshäs benäht wird. „Spättle“ sind Feckle aus zusammengenähten und gewendeten Stoffstücken, oft mit Zierstich umrandet. Regionale Variante „Blätzl“. Diese „Flecklehäser“ waren ursprünglich abgetragene Anzüge, die zur Fastnacht umgestaltet wurden.
Fuchsschwanz: Altes Narrenattribut, musste ursprünglich von geistig Behinderten und Krüppeln, den sog. natürlichen Narren als Standeszeichen getragen werden.
Häs: Alemannisch für Gewand, Anzug (z.B. Sundigshäs), also auch für das Fastnachtskostüm (eigentlich Fasnetshäs). Regional auch „Kleid/Kleidle“ (z.B. in Rottweil). Haupthästypen sind die mit Stoff- oder Filzstücken benähten „Flecklehäs“ (auch Spättle- oder Blätzlehäs) und die bemalten Stoffgewänder der Weißnarren. Es gibt mit Stroh, Schindeln, Korken, Gräsern und anderen Materialien benähte Häser und solche aus Tier- oder Kunstpelz, Hexen tragen meist von Frauengewändern abgeleitete Kostüme.
Invocavit: Erster Fastensonntag. (Die Bezeichung der Fastensonntage Invocavit, Reminiscere, Oculi, Laetare, Judica und Palmarum geht auf den jeweiligen Introitus (Anfangsvers der Messe zurück.) Traditioneller Termin für Fastnachtsfeuer und Scheibenschlagen (Funkensonntag). In der Nacht zum Montag beginnt mit dem „Morgestraich“ die Basler Fasnacht. Karneval: Regionale Bezeichnung der Fastnacht, von „Carne levare“ = Aufhebung des Fleisches. Scherzhaft: „Carne Vale“ = Fleisch, leb wohl! Heute meist auf den rheinischen Karneval (Köln, Aachen, Düsseldorf, Mainz) bezogen, noch im 19. Jahrhundert auch in süddeutschen Städten verbreitet (Freiburg, Villingen, Konstanz).
Marotte: Narrenszepter, oft mit einem Narren als Kopf. Dient wie der Narrenspiegel als Ausweis der Gottesferne, weil Selbst-Bezogenheit des Narren. Ursprung des Wortes „Marotten“ für närrische Eigenheiten eines Menschen. Maske: von ital.: „Masquera“. Ursprünglich Bezeichnung für die gesamte Verkleidung, wie beispielsweise noch in Villingen (Maschgere) oder Basel. Heute jedoch meist eingeschränkt auf die Gesichtsmaske. Für diese sind auch regionale Bezeichnungen wie „Larve“ (z.B. in Elzach oder Basel), „Schemme/Scheme“ (z.B. in Villingen) oder „Holz“ (z.B. in Freiburg) üblich. Die Masken der alemannischen Fasnet sind meist aus Lindenholz geschnitzt und entweder gebeizt, direkt auf dem Holz lasierend bemalt oder aufwendig grundiert und gefasst. Daneben gibt es Masken aus Drahtgaze, Leder, Pappmaché, Textilien und Wachstuch (Bergamasker Masken). Eine noch geübte, sehr alte Form der Maskierung ist das Einfärben des Gesichts mit Fett und Mehl oder Ruß (z.B. in Waldshut oder in Merdingen).
Narr: Zentrale Fastnachtsfigur. Ursprünglich Bezeichnung für den außerhalb menschlicher Norm stehenden Gottesleugner. Auch für körperlich oder geistig Behinderte verwendet (natürliche Narren). Der „Standardnarr“ mit Eselsohrenkappe, Schellen oder Hahnenkamm, Mi-Parti-Gewand und Marotte bildet sich bis 1500 aus. Als Begleiter des Teufels kam die Figur des Narren ins Fastnachtsspiel.
Narrensamen: Der Nachwuchs der Narren, der meist aus den Zünften heraus in die Fastnacht hineinwächst.
Narrentreffen: Narrentreffen gehören zu den jüngeren Brauchformen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, oft verbunden mit einen Zunftjubiläum o.ä.. Das erste Narrentreffen fand 1928 in Freiburg statt. Heute meist zwei- oder mehrtägige in Zusammenarbeit mit den Narrenverbänden organisierte Großveranstaltungen mit Brauchtumsvorführungen, Freinacht und großem Umzug, an denen Tausende von Narren und Zuschauern teilnehmen. Zentrale Narrentreffen werden häufig im Fernsehen übertragen.
Narri – Narro: Ruf der Narren im schwäbisch-alemannischen Raum im Gegensatz zum (auch in Freiburg bis vor dreißig Jahren üblichen) „Helau“, das eher dem rheinischen Karneval zugeordnet wird (v.a. der Mainzer Fassenacht). Daneben sind auch regionale oder zunftbezogene Narrenrufe üblich: „Schmeck’sch de Brägel“ (Breisach), „Welle-Bengel“(Kenzingen), „Hell uf – Dag uf“ (Lalli, FR-Herdern) usw.
Orden: Ursprünglich Parodie auf das militärische und zivile Ordens(un)wesen. Heute durchaus ernsthafte Ehrung für verdiente Narren und „Großkopfete“. Als „Hausorden“ Zeichen der aktiven Hästräger einer Zunft. Für Jubiläen und Narrentreffen werden häufig eigene Orden geprägt und verliehen oder verkauft. Der Erwerb von Orden und Plaketten hilft vielerorts bei der Finanzierung der Fastnacht.
Rätsche: Fastnächtliches Lärminstrument, ursprünglich im Weinbau eingesetzt. Auch als Ersatz für die Kirchenglocken in der Fastenzeitgebräuchlich.
Rosenmontag: Der Montag vor Fastnacht. Der Name wurde in Köln vom „Rosensonntag“ (Laetare) abgeleitet, der seinen Namen wiederum den Päpsten verdankt, die am Mittfastensonntag eine goldene „Tugendrose“ weihte, die einer besonders um den Glauben verdienten Persönlichkeit verliehen wurde. Da das Kölner Karnevalskommitee am Montag nach dem Rosensonntag seine Generalversammlungen abhielt, wurde der vom Komitee veranstaltete Umzug am Montag vor Fastnacht deshalb seit etwa 1830 als „Rosenmontagsumzug“ bezeichnet. Der Begriff verbreitete sich schließlich in allen deutschen Fastnachtsregionen. Im schwäbisch-alemannischen Raum verwendet man jedoch lieber die Bezeichnung „Fasnetsmendig“.
Rügebrauch: Als Schnurren, Strählen, Aufsagen, Hecheln usw. bezeichnet man das Umhergehen der maskierten Narren durch die Lokale, wobei sie den nicht maskierten (Mit)Bürgern mit verstellter Stimme ihre Verfehlungen und Missgeschicke unterm Jahr vorhalten und auch Ereignisse der lokalen Politik närrisch kommentieren. Dasselbe Ziel verfolgen auch die Fastnachtszeitungen und Narrenblättle oder Bräuche wie das Elzacher Taganrufen.
Schelle: Glöckchen des Narren, aus Metall gegossen oder getrieben. Im Mittelalter Zeichen für die Lieblosigkeit und Gottesferne des Narren. Als Lärminstrument am Häs, an der Kappe oder an einem Schellenstab (Schellebengel) getragen. Große Schellen, die oft an Gurten getragen werden, bezeichnet man als Rollen.
Schmutziger Dunschdig: Der Donnerstag vor Fastnacht. Von „Schmotz, schmotzig“ (= Fett/Schmalz, schmalzig), bezogen auf die im Fett ausgebackenen Fasnetsküchle.
Vereinigungen: Im deutschen Südwesten gibt es zwei große Narrenverbände: Die „Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte“ (VSAN) gegründet 1924 und den „Verband oberrheinischer Narrenzünfte“ (VON) gegründet 1937 und mehrere bedeutende größerer und kleinere Vereinigungen. Die „Breisgauer Narrenzunft“ ist Mitglied im VON.
Weißnarr: Auf der Baar und in Oberschwaben verbreiteter Narrentyp mit glatter Schemme und bemaltem, weißen Häs aus Drillich oder grobem Leinen. (z.B. Villingen, Schwenningen, Donaueschingen, Hüfingen u.a.).